Auch während der Schule: FSJ/FÖJ

Vielleicht... 

… bist du Schülerin oder Schüler und hast gerade gar keine Lust mehr auf Schule? Nerven dich vielleicht die Noten oder der Druck, die Lerninhalte, Klassenarbeiten, Tests, die jungen und älteren Leute oder einfach alles?

… sind Sie Mutter oder Vater und haben ein Kind, dem es in der Schule gerade nicht gut

geht und das mal eine Pause braucht, mal etwas Praktisches, Kreatives, körperlich

Anstrengendes machen möchte.

 ... sind Sie Lehrkraft und kennen eine Schülerin oder einen Schüler, der oder die gerade etwas Abstand von der Schule und Zeit für sich braucht, weil das Arbeiten in der Schule gerade nicht läuft.


Dann gibt es da etwas Wunderbares für dich, Ihr Kind oder Ihre/n Schüler*in: ein FSJ / FÖJ/IJFD (= nationaler/internationaler bezahlter Freiwilligendienst). Es ist nämlich überhaupt nicht so, dass das nur diejenigen machen könnten, die bereits einen Schulabschluss haben.

 


Echt jetzt?

 

Ja, echt! Es gibt dabei nur zwei Bedingungen:

 

1) Alter: maximal 26 Jahre – was der Fall sein dürfte 😊

 

2) Vollzeitschulpflicht beendet

 

Das bedeutet: Neun Jahre, in manchen Bundesländern zehn Jahre, muss jeder Schüler, jede Schülerin die Schule besuchen. Wer also die 9. (oder 10.) Klasse erfolgreich abgeschlossen hat bzw. abschließen wird, der kann sich sofort bewerben und nach der Auszeit wieder an die Schule kommen.

 


Schön und gut. Aber was habe ich davon?

 

Na was für eine Frage! Jede Menge natürlich! Zunächst mal hat man eine Auszeit von der Schule, was ja der erste Sinn und Zweck ist.

 

Und dann kommt das eigentlich Tolle:

 

Wer ein Freiwilliges Soziales oder Ökologisches Jahr macht, hat 6 – 18 Monate die Möglichkeit, mal etwas völlig anderes zu machen:

  • sich um Tiere kümmern,
  • in einem Kindergarten oder Altenpflegeheim mithelfen,
  • ein Jugendzentrum betreuen,
  • sich im Natur- und Umweltschutz engagieren,
  • in einem Theater mitarbeiten,
  • ein Sportcamp organisieren,
  • in einem Gästehaus mithelfen,
  • … und so unfassbar viel mehr!

– und das in ganz Deutschland und in der ganzen Welt!

 

 

In der ganzen Welt??

 

Richtig!

 

Wer lieber in der Nähe des Wohnortes bleiben will, sucht sich eine Einsatzstelle vor Ort, bleibt bei seinem Freundes- und Familienkreis, kann weiterhin wie gewohnt im Sportverein (oder wo auch immer) aktiv sein und die Freizeit wie vorher füllen – genau wie während der Schulzeit.

 

Alternativ kann man sich auch in einer anderen Ecke Deutschlands eine Einsatzstelle suchen - nach dem Motto: Meer statt Berge oder Stadtzirkus statt Landleben.

 

Das ist dann das klassische FSJ/FÖJ

 

Und wer Lust auf die große weite Welt hat und ein ganz anderes Land, eine neue Kultur, eine fremde Sprache entdecken will, kann sich eine Einsatzstelle in Japan, Frankreich, Mexiko, Neuseeland, Ecuador, Marokko, …. suchen – oder eben da, wo man schon immer mal hinwollte. Von staatlicher Seite gibt es mittlerweile nur noch recht wenige FJS/FÖJ-Stellen im Ausland, da diese durch den IJFD - Internationalen Jugendfreiwilligendienst - abgelöst wurden, der genau auf freiwillige Auslandsaufenthalte zugeschnitten ist. Die Bedingungen und Voraussetzungen sind die gleichen.

 

 

Ok, aber wer soll das bezahlen?

 

Gute Frage, immerhin gibt es nichts umsonst. Hier kommen jetzt aber mal richtig gute Nachrichten: Beim FSJ/FÖJ/IJFD bekommt man Geld! Weil es als ehrenamtliche Tätigkeit gilt, muss man dafür auch keine Steuern bezahlen. Wer ins Ausland geht, muss sich allerdings höchstwahrscheinlich an den Kosten beteiligen, dazu unten mehr.

 

Doch von vorne: Bei allen Einsätzen erhält man ein monatliches Taschengeld von im Durchschnitt 150 Euro, wobei das wirklich stark schwankt von Einsatzstelle zu Einsatzstelle. Man sollte die Tätigkeit auf jeden Fall nicht vom Geld abhängig machen, denn dass man Freude an der Tätigkeit hat und sich am Einsatzort wohlfühlt, ist unbezahlbar!

 

Manchmal werden zudem auch alle Kosten für Unterkunft und Verpflegung übernommen oder man bekommt Zuschüsse hierfür. Das hängt ganz vom Träger der Einsatzstelle ab.

 

Die Sozialversicherung  sowie alle Pflichtversicherungen werden übernommen, das Kindergeld bekommt man bis zum vollendeten 25. Lebensjahr ebenfalls weiterhin. Und: Wer ein ganzes Jahr weg ist, bekommt mindestens 25 Tage Urlaub. Wer jünger als 17 ist, bekommt in jedem Fall mehr Urlaubstage.

 

Außerdem: Mit dem FSJ-Ausweis kann man in privaten und öffentlichen Institutionen und bei Fahrten mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln auch noch Geld sparen.

 

So viel zu den harten Fakten.

 

 

Moment mal - und das gilt auch fürs Ausland?

 

Naja, fast: Im Ausland ist es wie bereits erwähnt meist so, dass man sich in einigen Fällen an den Kosten beteiligen muss, weil der Träger nicht alles alleine finanzieren kann.

 

Beispielsweise muss man in der Regel die Kosten für  An- und Abreise selbst übernehmen. Auch werden vielleicht zusätzliche Versicherungen notwendig, für die man aufkommen muss. Das hängt aber eben mit dem Land und der Einsatzstelle zusammen und es empfiehlt sich, vorher nachzufragen, um zu wissen, ob man sich das leisten kann oder möchte. In jedem Fall hilft es, vorher nachzufragen, denn vielleicht sieht es am Anfang schlecht aus, aber dann findet man trotzdem einen Weg.

 

 

Bekomme ich außer Geld noch was?

 

Selbstverständlich! Niemand wird dabei alleine gelassen: Man wird pädagogisch betreut und es gibt Begleitseminare und Bildungstage, bei denen man andere Freiwillige kennenlernt, alle Fragen loswerden kann und über das Erlebte spricht. So lernt man auch sich selbst besser kennen und weiß nach der Auszeit vielleicht sogar ein wenig genauer, was man mit seinem Leben eigentlich anfangen will.

 

Und wenn die Auszeit vorbei ist, erhält man eine Abschlussbescheinigung sowie ein qualifizierendes Arbeitszeugnis für die Arbeit, die man geleistet hat. Damit wiederum kann man dann bei der nächsten Bewerbung punkten.

 

Was aber am allerwichtigsten ist, das sind die Menschen, die man dabei trifft, die Freundschaften, die man schließt, die Erfahrungen und Erlebnisse, von denen man vielleicht das ganze Leben lang profitiert und die einen stark und selbständig machen. Und nicht zuletzt: die Zeit, die man hat, um seine Interessen und Stärken kennenzulernen. Zeit, die man in der Schule oft nicht hat, weil es in erster Linie darum geht, möglichst viel Wissen in sich hineinzustopfen.

 

 

Und was gibt es zu verlieren?

 

Alles was man verlieren kann, ist ein halbes oder ganzes Jahr an der Schule, während dem man sich fragt, was man hier eigentlich gerade macht - böse formuliert.

 

Bestimmt werde ich in der Schule total abgehängt!! 

 

Keine Angst: Während einer Auszeit lernt man mindestens (!!) so viel wie während eines Schuljahres, man lernt vielleicht andere Dinge als in der Schule und man lernt vor allem anders als in der Schule. Wer danach wieder zurückkommt, um seinen Abschluss oder eine Ausbildung zu machen, hat unter Umständen mehr Motivation und weiß genau, wofür es sich zu kämpfen und zu pauken lohnt. Wo ein Wille ist, wird ein Weg sein, da kann man sich sicher sein!

 

Und: Das Wissen und diese Lebenserfahrung, die man durch eine solche Auszeit gewinnt, schätzen die allermeisten, die ein FSJ/FÖJ gemacht haben, als unfassbar wertvoll ein und würden es daher jederzeit wieder tun. 

 

 

Und wie geht es danach weiter?

 

Nach der Auszeit hat man die Möglichkeit, wieder an die alte Schule zurückzukehren und den Schulabschluss seiner Wahl zu machen.

Wichtig ist hier, dass man vorher mit der Schule abklärt, dass und wann man zurückkommt.

 

Vielleicht stellt man ja auch fest, dass man gar nicht mehr auf diese Schule gehen will, dann sollte man sich frühzeitig um einen Schulwechsel kümmern.

 

 

Ok, überzeugt! Wie komme ich schnellstmöglich an eine Stelle?

 

Ab ins Internet! Dort findet man uuuuunzählig viele Stellen - in der Nähe und in der Ferne. Zunächst sollte man sich überlegen, an welchem Ort man die Auszeit verbringen möchte und das dann auch mit der Familie besprechen.

 

 

Kann ich mich jetzt gleich bewerben?

 

Eine Bewerbung ist jederzeit möglich. ABER: Oftmals beginnen die Einsätze im Herbst, man sollte sich also spätestens im Frühjahr bewerben. Manchmal gibt es auch noch Last-Minute-Plätze, aber dann ist die Auswahl natürlich stark eingeschränkt.

 

Was man für eine Bewerbung braucht (in der Regel Motivationsschreiben, Lebenslauf, evtl. Zeugnisse), hängt von der Stelle ab - also nachfragen! 

 

Um sich zu bewerben, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Man kann sich direkt bei einer Einsatzstelle bewerben - einem Kinderheim, Jugendzentrum, Museum, Bauernhof etc. - was jedoch nur funktioniert, wenn die rechtlichen Voraussetzungen für einen Einsatz als FSJ/FÖJ gegeben sind. Nicht alle Einrichtungen dürfen eine/n FSJ/FÖJler*in aufnehmen.
  • Andernfalls kann man sich direkt bei einem Träger bewerben bzw. informieren. Ein Träger ist eine größere, übergeordnete Institution, die Kontakte zu vielen internationalen und nationalen Einrichtungen hat. 
  • Wenn man ins Ausland will, sollte man sich übrigens immer direkt beim Träger bewerben.

  Kleiner Tipp: Fragen kostet nichts. :)  


Tipps/Infos

Infos über Freiwilligendienste allgemein bietet diese umfangreiche Online-Broschüre des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

 

Das Jugendmagazin fluter vergleicht verschiedene Möglichkeiten, im Ausland einen Freiwilligendienst zu absolvieren und liefert gute Tipps für die Entscheidung.

 

Hier gibt eine lange To-Do-Liste für die Bewerbung, Entscheidungshilfen und Tipps. 

Träger finden

Hier gibt es eine Übersicht aller Träger  für ein FSJ in Deutschland und hier die Übersicht der Träger für ein FÖJ in Deutschland.

 

Hier findet man eine ausführliche Liste mit Anlaufstellen und Trägern für einen IJFD. Die Liste wird stetig erweitert. 

 

Auf der Seite des IJFS gibt es rechts unter "Downloads" eine Excel-Tabelle, in der man sich ein Land aussuchen und dann schauen kann, welcher Träger dort eine Einsatzstelle anbietet.

Erfahrungsberichte

...von einem FSJ im Sportbereich.

 

...von einem FSJ/IJFD im Ausland

 

...verschiedener Freiwilligendienste in der Online-Broschüre des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

 

...und überall in den Weiten des Internets.

 


© Clara Baumgartner